Video Nr. 6 aus dem agilecoach.de Ausbildungskanal auf YouTube: “Wie formulieren wir eine Produktvision?”.
In diesem Video stelle ich Euch vier Methoden vor, mit denen Ihr eine Produktvision formulieren und sichtbar machen könnt.
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Hier direkt das Video…
Vollständige Transkription des Videos:
Wie formulieren wir eine Produktvision?
Wir haben in den letzten Videos herausgefunden, was eine Produktvision tatsächlich ausmacht, welche Charaktereigenschaften die hat und wir haben herausgefunden, wie wir die Produktvision identifizieren können.
In diesem Video geht es darum, herauszufinden, welche Möglichkeit habt ihr, eine Produktvision auch tatsächlich zu formulieren. Dafür möchte ich euch in diesem Video vier Methoden an die Hand geben: Den Elevator Pitch, die virtuelle Produktverpackung, die virtuelle Pressemitteilung und die perfekte Produktbewertung.
Methode 1: Elevator Pitch
Der Elevator Pitch ist eine kurze prägnante Beschreibung der Produktidee und vor allen Dingen eine Beschreibung der wesentlichen Features, die dem Anwender am allermeisten nutzen. Das Elevator-Pitch-Format sieht folgendermaßen aus: Für einen ‚Zielkunden’, der dieses ‚Bedürfnis’ hat, ist der ‚Produktname’ eine ‚Produktkategorie’, welche diese und jene ‚Hauptvorteile’ hat. Im Gegensatz zu dem ‚Hauptmitbewerber’ hat unser Produkt weitere Differenzierungen.
Ein einfaches verkürztes Beispiel ist dieser Elevator Pitch:
Für eine erkrankte Person, die für ihre Erkrankung den besten Arzt in der Stadt sucht, ist die Best-Doc-in-town App eine mobile Anwendung, welche es Patienten ermöglicht, ihren Arzt zu bewerten und die Bewertungen von anderen Patienten über ihre Ärzte zu lesen.
Die wichtigsten Attribute des Produktes sind also erkennbar und ein Elevator Pitch ist gut genug dafür geeignet, um neue Ideen und neue Featurewünsche mit der bestehenden Produktvision abgleichen zu können. Da die Produktvision für das Team immer sichtbar sein sollte, eignet sich der Elevator-Pitch sehr gut, um ihn einfach auf einen Flipchart zu schreiben und im Team-Raum an die Wand zu hängen.
Methode 2: Virtuelle Pressemitteilung
Die virtuelle Pressemitteilung benötigt etwas höhere Schreibfertigkeiten. Im Wesentlichen beinhaltet sie die gleichen Informationen wie der Elevator Pitch. Also das heißt, die wesentlichen Features des Produktes, der Anwendernutzen wird herausgestellt, damit einfach diese beiden Aspekte klar und transparent vermittelt werden können. Der Text der virtuellen Pressemitteilung sollte lang genug sein, um ja eine gewisse Aussagekraft zu haben und auch allen Beteiligten ein klares Bild vermitteln zu können.
Auf der anderen Seite muss man aufpassen, dass sie nicht zu lange wird, dass man nicht ins, sagen wir mal naja, ins Schwafeln reinkommt und die ganze Aussagekraft verwässert und sozusagen nach dem Lesen der Pressemitteilung eher eine Unklarheit darüber herrscht, was jetzt eigentlich die Produktvision ausmacht. Wichtig ist also darauf zu achten, dass der Text
als Wirkung im Gedächtnis des Teams sich entfalten kann. Das heißt also der Text sollte so kurz wie möglich sein, um alle notwendigen Informationen noch beinhalten zu können. Und das ist die eigentliche Kunst dabei, diese virtuelle Pressemitteilung zu schreiben. Wie heißt so schön ein berühmtes Zitat: „Ich schreibe Dir einen langen Brief, denn für einen kurzen hatte ich keine Zeit.“ Heißt also, es ist gar nicht so unaufwendig, aus einem Teamergebnis für so eine Pressemitteilung wirklich einen prägnanten kurzen schlagkräftigen Text zu machen. Nehmt euch die Zeit, macht einen Workshop da draus, nehmt alle Beteiligten in diesen Raum rein und versucht so viel Input wie möglich in diese Pressemitteilung reinfließen zu lassen, um ihn dann – vielleicht nicht mehr in der großen Gruppe, sondern hinterher von wenigen Leuten in kleinen Teams – so kurz wie möglich zu formulieren und dann auch darauf zu achten, dass alle Notwendigen Informationen prägnant rüberkommen.
Wenn ihr euch die letzte Minute dieses Videos jetzt gerade noch einmal anhört, dann habt ihr ein gutes Beispiel für so eine lange Version. In der Kurzfassung hätte ich einfach sagen können: Schnappt euch alle Leute, bringt alle Ideen zusammen, schreibt eine große Pressemitteilung da draus und dann nehmt den besten Schreiber, den ihr bekommen könnt und der soll diesen Text einfach nochmal komprimieren, prägnant machen und auf die wesentlichen Aussagen reduzieren.
Methode 3: Die perfekte Produktbewertung
Die dritte Methode ist ganz ähnlich wie die virtuelle Pressemitteilung. Es ist eine Variante davon, nämlich die perfekte Produktbeschreibung. Da geht es darum, dass ihr und das Team oder alle Beteiligten aus der Perspektive eines Kunden oder echten Anwenders euer Produkt bewertet. Das heißt ihr geht gedanklich in die Zukunft, ihr benutzt das Produkt und schreibt alles aus dieser Perspektive. Was hat da gut funktioniert? Warum ist es das ideale Produkt? Was hilft mir das als Anwender und wie erleichtert es mein Leben?
Das Interessante in dieser Perspektive als Anwender ist, dass die Leute aus ihrer Anwendererfahrung mit anderen Produkten ganz schnell auch auf die Idee kommen, negative Aspekte des eigenen Produktes zu beleuchten. Das heißt, ihr findet da in einer sehr frühen Phase gegebenenfalls schon Hindernisse heraus, oder Aspekte, die einen Erfolg dieses Produktes verhindern könnten. Und das könnt ihr dann wiederum nehmen, als Input in die Produktentwicklung, in die Planung, in eure Backlogs und wie auch immer ihr diese Informationen verwerten könnt.
Methode 4: Die virtuelle Produktverpackung
Die vierte und letzte Methode heute, die ich euch zeigen möchte, um eine Produktvision zu formulieren, vielleicht in einer etwas anderen Art und Weise. Kommt auch wieder aus den Innovation Games und ist die virtuelle Produktverpackung. Dafür nehmt ihr in einem Team-Workshop einfach einen neutralen Karton oder eine Schachtel als Basis und die Aufgabe des Teams lautet, das eigene Produkt tatsächlich zu verpacken und diese Verpackung entsprechend zu designen. Sich also zu überlegen, was muss denn auf diese Verpackung drauf? Welche Aussagen müssen da drauf? Welche Emotionen sollen da vielleicht schon vermittelt werden? Was sind die Fakten, die man da drauf schreiben kann? Was sind Stichworte? Und alle Aspekte, die euch einfallen, die auf so eine Produktverpackung drauf könnten und die auch eine gewisse Aussagekraft für die Produktvision haben. Die also einfach klar machen, wenn ich diese Verpackung in den Händen halte und mir die angucke, dass ich sehr schnell erkenne, um was geht´s da? Was ist wirklich das Ziel dieses Produktes? Was kann ich damit machen? Und darüber dieses gemeinsame Verständnis im Team auch haptisch tatsächlich greifbar zu machen.
Das Schöne an der Produktverpackung ist, dass ihr sie einfach im Teamraum irgendwo auf den Tisch stellen könnt, oder auf den Schrank, oder an irgendeinen zentralen Platz, wo diese Produktvision in dieser Form jederzeit sichtbar und begreifbar ist.
Alle Methoden aus diesem Video könnt ihr einfach in der Form eines Workshops durchführen und dazu alle notwendigen Teams und interessierten Personen einladen. Experimentiert einfach mit diesen Möglichkeiten. Findet heraus, was funktioniert für euer Team, mit welcher Methode kriegt ihr eure Produktvision am Besten formuliert und auch greifbar gemacht, so dass sie sich im Teamgedächtnis verankert und jeder auch wirklich weiß, auf was ihr eigentlich abzielt mit eurem Produkt. Ihr solltet eure Produktvision auch in regelmäßigen Abständen komplett in Frage stellen und wirklich prüfen, ob die Vision noch der Realität entspricht, ob sie noch dem Umfeld und der umgebenden Welt entspricht, oder ob ihr vielleicht entwicklungsseitig in die falsche Richtung gelaufen seid und euch wieder neu kalibrieren müsst, um in Richtung eurer Produktvision zu laufen und zu entwickeln und dieses Ziel wirklich zu erreichen.
Im agilecoach.de Ausbildungskanal auf YouTube finden sich laufend neue Videos zu agilen Themen wie Scrum, Kanban, Lean, Lean Start-up und alle artverwandten Themen.
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